Wissenschaftliches Arbeiten für Architekten bedeutet in den meisten Fällen ein Gebäude zu analysieren, systematisch zu beschreiben, es zu bewerten und in einen bestimmten Kontext einzuordnen. Das Anfertigen einer schriftlichen Arbeit mit wissenschaftlichem Anspruch beginnt in einigen Fächern schon in den ersten Semestern des Architekturstudiums, setzt sich über Hausarbeiten und vielleicht in der Diplomarbeit fort und kann auch nach dem Studium zum Aufgabengebiet des einen oder anderen Architekten gehören.
Wissenschaftliches Arbeiten muss ebenso wie ein guter Entwurf erlernt und in praktischen Aufgaben geübt werden, damit die eigenen Gedanken zum Thema klar und deutlich ablesbar und fundiert dargestellt werden können.
In diesem Seminar sollen die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens, wie systematisches Vorgehen, klare Methodik, vernünftige Arbeitsorganisation und die Einhaltung bestimmter Formvorschriften vertieft werden.
Als Ergänzung zum praktischen Teil der Bauauf-nahme soll in diesem Seminar anhand kleiner Übungen eine umfassende und neutrale Baube-schreibung und Einordnung erarbeitet werden. Dies kann an ausgewählten Bauten aus dem eigenen Arbeitsbereich oder vorgegebenen Themen erfolgen. Außerdem soll der Umgang mit der Fachliteratur, das Recherchieren in Bibliothekskatalogen und in Literaturda-tenbanken geübt werden.
Der Hauptbestandteil des wissenschaftlichen Arbeitens - das Schreiben lässt sich wie beim Entwurf an der eigenen Arbeit am besten erlernen, so dass in kurzen Abständen kleine Texte verfasst, gemeinsam diskutiert und analysiert werden sollen. Teilnahme an allen Seminarterminen, das Verfassen kurzer Texte zu verschiedenen Themen und eine schriftliche Hausarbeit als Zusammenfassung sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme.
Das Aussehen und die Struktur historischer Städte und Dörfer werden von den meisten Menschen als natürlich gewachsen und selbstverständlich angenommen. Gewöhnlich gingen aber dem Gegenwartszustand diverse bewusst konzeptionierte Ortsgestaltungsphasen voraus, die in unterschiedlicher Deutlichkeit auch heute noch ablesbar und prägend sind. Bei Planungsaufgaben in historischen Stadtbereichen müssen daher als Grundlage einer bezugnehmenden Neukonzeptionierung neben den vorgefundenen bauphysikalischen und statischen Eigenschaften der vorhandenen Bausubstanz auch die architektonischen und kulturhistorischen Geschichtsbezüge und Qualitäten analysiert und bewertet werden. Für diese Einordnungen sind neben den Beobachtungen, die direkt an den Gebäuden erfasst werden, auch Kriterien einzubeziehen, die sich aus einer ergänzenden bauhistorischen Analyse heraus gewinnen lassen. Für eine vollständige Grundlagenermittlung sind sowohl Untersuchungen an den vorhandenen Häusern wie auch eine ergänzende Literatur- und Archivrecherche notwendig.
Im Rahmen des Wahlfaches soll dieser Analyse- und Bewertungsprozess kennengelernt und geübt werden. Am Beispiel der 1102 erstmals urkundlich erwähnten Stadt Idstein im Taunus können in Form eines kleinen Forschungsprojektes eigene Fragestellungen entwickelt und ausschnittweise bearbeitet werden. Die Ergebnisse dieses begleiteten aber eigenverantwortlichen Arbeitens werden am Ende des Semesters in einem Projektbericht zusammengefasst und illustriert. Die Berichte werden abschließend auf einer Projekt-Webseite im Internet veröffentlicht.
Die für die Bearbeitung notwendigen gemeinsamen Präsenztermine werden mit den Teilnehmern individuell abgestimmt.